Insel ohne Ufer
(Peter Dumat)
Laut und unruhig schlug die Brandung des Meeres an das sandige Ufer. Es hörte sich an wie das Fauchen eines wilden Tieres, das in dem riesigen Salzwassergefängnis eingesperrt war und nun versuchte, sich mit seinen schaumigen Tatzen frei zu kämpfen.
Am Rande des Ufers begann ein Steg, der weit in das Meer hineinragte und an dessen Pfeilern sich die Wellen aufbäumten, als wollten sie hinauf klettern. Das Wetter war kühl und diesig, begleitet von einem wolkenverhangenen Himmel, der alles mit einem lilagrauen Schleier der Ungemütlichkeit verhing. Dazu jaulte ein aufgekratzter Wind, der wie ein toller Hund über den Sand und das Wasser hetzte. Die ganze Umgebung wirkte unruhig und aufgebracht, als braue sich etwas zusammen, das bald mit großer Kraft über alles hinwegfegen würde.
Jung, nackt und unschuldig stand Ole auf den Holzbohlen der schmalen Brücke und spürte auf seiner Haut den durch die Luft wirbelnden feinen Sand, der seine Füße und Zehen dekorierte wie verstreuter Puderzucker. Er mochte gerade der Pubertät entflohen sein und sah mit den zerzausten kurzen Haaren, seiner forschen Miene und dem athletischen Körper aus wie ein gezügelter Adonis, den das Leben noch nicht von der Leine gelassen hatte und der nun kraftstrotzend und ungeduldig am Start einer prallen Zukunft stand.
Im Rücken spürte er eine angenehme Wärme und als er sich umdrehte, sah er, dass sich hinter ihm eine haushohe Feuerwand auftürmte, die sich links und rechts bis zum Horizont erstreckte. Die Flammen loderten knisternd und verzehrend, aber es war eine scheinbar ungefährliche Hitze, die sie verbreiteten. Im prasselnden Feuer selber flogen vereinzelt bunte Singvögel umher, die kurze Lieder trällerten, deren Klang von Freude und Aufbruch kündete. Sie flatterten munter durch den Funkenregen hindurch, kurvten kreuz und quer durch die Luft und tauchten singend in das aufragende Feuermeer zurück, als wäre es ein brennender Springbrunnen.
Ole setzte sich in Gang und schritt langsam über den Steg…
(wie es weitergeht, erfahrt Ihr auf www.smartstorys.at)