Arbeitstitel des Manuskripts:
„Das Labyrinth des Narren“ (vorher: „Narrenfurz“)
Umfang:
ca. 250 Normseiten, 13 Kapitel
Genre:
Belletristik, Gegenwarts-/Entwicklungsroman mit surrealistischen Elementen
Perspektive:
Auktorialer Erzähler
Vorschlag Klappentext:
Ole ist ein viel beschäftigter Familienvater, der sich in den gehetzten Wirren seines Alltags verfangen hat und unter dem abgestumpften Glanz seiner Ehe leidet.
Bei einem Urlaubsausflug, den er allein zu einer verfallenen Burgruine im Voralpenland unternimmt, wird er von dem mysteriösen Ort verschluckt und in die Tiefen des Berges gezogen.
So gelangt Ole in ein unterirdisches Pendant zur Oberfläche, dessen düstere und von Tristesse erfüllte Aura der seiner eigenen Gefühlswelt gleicht.
Auf der Suche nach einem Ausweg begegnet Ole seinen personifizierten Zweifeln und Ängsten, die versuchen, ihn in einem labyrinthischen Spießrutenlauf vorzuführen und zu behindern. Hilfe kann er nur von der Besinnung auf seine verschüttete Fantasie und die Kraft der Liebe zu seinen Nächsten erwarten.
Ein gefährlicher Kampf beginnt, in dessen Verlauf Ole herausfinden muss, was ihm mehr bedeutet oder leichter fällt: der Tod oder das Leben.
Handlung:
Der Protagonist, Ole Felizew, ein Vater und Ehemann, befindet sich mit seiner Familie in den Sommerferien. Bei einem Fahrradausflug, der ihn zur Burgruine einer nahe gelegenen Anhöhe führt, fällt er buchstäblich in ein tiefes Loch und landet im Inneren des Berges.
Hier unten geschehen eine Reihe wundersamer Dinge.
Er wird von körperlosen Ärzten untersucht, die ihm einen Infusionsschlauch anlegen, der Ole durch die düstere Unterwelt zerrt und dabei tröpfchenweise sein Blut aussaugt. Im Zeitraffer fließt damit Oles Leben dahin und ihm bleibt nichts weiter übrig, als hinterherzulaufen und zu versuchen, wieder Herr der Lage und damit seines Lebens zu werden.
Bei dieser opaken Schnitzeljagd werden die Hinweise, denen er folgen muss, von einzelnen Bruchstücken seiner Existenz verkörpert. Nacheinander treten eine Reihe obskurer Gestalten auf, die auf unterschiedliche Weise mit seiner Gegenwart und Vergangenheit sowie den damit verbundenen Unzulänglichkeiten oder traumatischen Erfahrungen verknüpft sind. Darunter befinden sich die personifizierte Unzufriedenheit über seinen drögen Versicherungsjob, das dramatisch verlaufende außereheliche Verhältnis mit einer Jugendliebe und das Zusammentreffen mit seinem Vater, der sich vor vielen Jahren das Leben genommen hat.
Die so plastischen Konfrontationen mit seinen Schicksalsschlägen und gescheiterten Versuchen, den Trott der Alltagsmaschinerie zu durchbrechen, legen den Grad der Frustration oder gar Depression offen, mit dem sich Ole schon seit längerem herum quält.
Das zermürbende Gespräch mit dem Vater zeigt schließlich auf, wie nahe auch Ole dem stellenweise verlockend erscheinenden Selbstmordgedanken ist – deutet aber gleichzeitig an, was seine Rettung sein könnte.
Will Ole nicht, wie damals sein Erzeuger, die Familie im Stich lassen, muss er sich deren Liebe erinnern.
Aus dieser Erkenntnis schöpft er neue Kraft, um seinen schwindenden Lebensmut zu reanimieren. Ole beschließt, sich aus dem Dunkel des Orkus heraus zu kämpfen und sein entglittenes Schicksal zurück zu gewinnen.
In einem harten inneren Kampf treten die freudvollen Gedanken der Zuneigung, Lebenslust und Schönheit gegen die egomanischen Attacken seiner trostlosen Komplexe an.
Begleitet wird die unterirdische Spurensuche des Protagonisten auf dem Weg nach draußen von imaginären Einblendungen oder Erinnerungen, welche der jeweiligen Teilhandlung einen zusätzlichen Impuls oder eine hintergründige Facette verleihen und die teils düstere Geschichte mit wunderlichen, verblüffenden und komischen Kapiteln erhellen.
Darin schreitet Ole über wohlig brennende Seebrücken, legt sich mit klugscheißenden Lebensweisheitsautomaten an, verfolgt den Streit zweier von Hipstern begafften Stadtfischern, betätigt sich als ungelenker Zeitjockey während einer S-Bahnfahrt oder hetzt durch die Flure des elterlichen Hochhauses während einer Verfolgungsjagd, die in einem bellenden Scherbenhaufen endet.
Im Verlauf des Romans verschwimmen die reellen und fantastischen Momente immer mehr und lassen sich kaum noch auseinander halten.
Während des letzten dieser traumhaften Abschnitte verwandelt sich Ole in einen aasfressenden Wurm, der sein altes Selbst verspeist und dabei gleichzeitig den Durchbruch aus dem Berg und in die Freiheit erreicht.
Durch diesen Akt der mentalen Selbstzerstörung ebnet er den Weg für den eigenen Neuanfang und das lang vermisste Glücksgefühl, das Ole zurück zu seiner Familie führt.
Warum ist das Buch interessant?
Der Roman kombiniert die jedem inne wohnende ätherische Suche nach dem Lebenssinn mit einer plastischen, bedrohlichen Situation, aus der sich der Protagonist befreien muss.
Der äußere Thrill wandelt sich zu einem inneren Kampf auf Leben und Tod, der in den skizzierten bizarren Begegnungen mit den doppelbödigen Vertretern der Gedankenwelt ausgefochten wird, während die flankierenden Hirngespinste, Träume und Hoffnungen dem Streiter Ruhepausen verschaffen, ihn anfeuern oder Trost spenden.
Die Kombination realer und imaginärer Begebenheiten, deren abenteuerliches Verschmelzen im Fortgang der aufwühlenden Geschichte und ihr finales Entwirren in der scheinbar ausweglosen Lage des Protagonisten machen den besonderen Reiz und die anhaltende Spannung des Textes aus, die bis zur letzten Zeile anhält.
(Peter Dumat)